Dämmstoffe
Inhalt: Sommerlicher Wärmeschutz
Mineralwolle
Holzfaserdämmstoffe
Hanf
Zellulosedämmung
PU Hartschaum
Seegras
Sommerlicher Wärmeschutz
Der Sommerliche Wärmeschutz bezeichnet die Begrenzung der Aufheizung von Räumen durch Sonneneinstrahlung. Dächer bieten eine große Fläche auf der die Sonne einstrahlen kann und unter der Dacheindeckung herrschen hohe Temperaturen. Damit die Räume darunter sich nicht zu stark aufheizen ist eine gute Dachdämmung notwendig.
So manche Hersteller von Dämmstoffen behaupten man soll Dämmstoffe mit hoher Speicherfähigkeit verwenden. Dadurch würde die Wärmeabgabe gedämpft und verzögert nach innen abgegeben.
Die sogenannte Temperatur-Amplitudendämpfung.
Untermauert werden die Behauptungen mit dargestellten Grafiken und Berechnungen. Die sich aber nur auf das Dämmmaterial beziehen. Die Speicherfähigkeit von Sparren oder Holzschalung sind nicht berücksichtigt. Bei Gutachten erfolgt die Bewertung aufgrund von Berechnungen. Auftraggeber für die Gutachten ist immer der entsprechende Verband der Dämmstoffhersteller. Sie können bei den meisten Herstellern ein Gutachten über den sommerlichen Wärmeschutz lesen. Seltsamerweise wiederspricht das eine dem Andern.
Bei einem nach EnEV 2016 vorgegebenen U-Wert von 0,24 bei Sanierung und U-Wert von 0,2 Referenzgebäude im Neubau tritt nur noch eine geringe Menge an Wärme ein. Eine Dämmung mit hoher Speicherfähigkeit ist nicht besonders ausschlaggebend für die sommerlichen Temperaturen unterm Dach. Vielmehr sind Dachfenster und Fenster in den Giebelwänden mit entsprechender Verschattung auszustatten. Sobald ein Fenster vorhanden ist, wird der geringe Vorteil der Speicherfähigkeit aufgehoben.
Das Speichervermögen von Dämmstoffen für den sommerlichen Wärmeschutz dient nur als Verkaufsargument und sollte nicht ausschlaggebend sein für die Wahl eines Dämmstoffes. Besser wäre es auf den Schallschutz zu achten. Vor allem wenn an einer viel befahrener Straße gewohnt wird..
Bei der nachfolgenden Beschreibung der Dämmstoffe wurde das Speichervermögen bewusst nicht mit angegeben.
Quelle: Fraunhofer-Institut für Bauphysik. Fachpublikationen. Thermische Untersuchungen an einem Metalldach mit Zwischensparrendämmung aus Mineralwolle und Holzfaserdämmplatten. Jan Peter Hinrichs, Andreas Holm. wksb 60 S 31-36
Die am häufigsten verwendeten Dämmstoffe
Entscheidend bei Dämmstoffen für die Dämmeigenschaft ist die Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG 032, WLG 035), je niedriger der Wert umso besser die Dämmeigenschaft, nicht der Hersteller.
Als Dämmstoff werden alle Materialien bezeichnet die eine gleiche oder kleinere Wärmeleitfähigkeit von 0,10 W/(mK) = WLG 01 haben. Fichtenholz wie Sparren besitzt eine Wärmeleitfähigkeit von 0,13 und gehört nicht zu den Dämmstoffen wie manchmal geglaubt wird.
Mineralwolle (MW)
Anwendung als Zwischensparrendämmung, Unterdachdämmung
Diffusionsoffen
Sehr gute Dämmeigenschaften ab WLG 032
Guter Schallschutz
Günstig im Preis
Nachteil: Sehr Feuchteempfindlich, verliert schnell die Dämmeigenschaft.
Hohe Staubbelastung bei der Verarbeitung
Schmilzt im Brandfall sehr schnell zusammen.
Glaswolle hat die Baustoffklasse A1 (nicht brennbar, ohne Anteile von brennbaren Baustoffen)
Hersteller werben daher mit Brandschutz ohne einen Schmelzpunkt zu nennen. Auf den Technischen Datenblättern steht je nach Hersteller Anwendungsgrenztemperatur zwischen 150 C° bis 200 C°.
Es gibt inzwischen Glaswolle mit Schmelzpunkt 1000 C°.
Unterschiede gibt es bei der Verarbeitung. Manche lassen sich besser Schneiden als andere. Auch das Klemmverhalten zwischen den Sparren ist Unterschiedlich. Selbst nach dem Abrollen geht nicht gleich jede auf die Angegebene Dicke auf. Ich hatte schon welche die musste man erst schütteln.
Es kann von Vorteil sein, erst mal eine Rolle zu verarbeiten bevor man alle Kauft.
Zum Schneiden von Gehrungen oder Schrägen ist ein elektrisches Küchenmesser hilfreich.
Vorteil: Leicht zu verarbeiten
Diffusionsoffen
Sehr gute Dämmeigenschaften ab WLG 035
Etwas besserer Schallschutz als Glaswolle
Guter Brandschutz Schmelzpunkt 1000 C°
Günstig im Preis
Nachteil: Sehr Feuchteempfindlich, verliert schnell die Dämmeigenschaft
Hohe Staubbelastung bei der Verarbeitung
Etwas teurer als Glaswolle
Holzfaserdämmstoffe (WF)
Es gibt Holzfaser- Unterdachplatten mit ca. WLG 048, und Holzfaserdämmplatten mit WLG 040.
Vorteil: Diffusionsoffen
Gute Dämmeigenschaften ab WLG 040
Verbesserung der Schalldämmung
Zusätzliche Dämmung oberhalb der Sparren
Kapillaraktiv
Nachteil: Empfindlich an den Kanten, brechen schnell aus
Vorteil: Diffusionsoffen
Nicht so Feuchteempfindlich wie Mineralwolle, Feutigkeitsregulierend
Gute Dämmeigenschaften ab WLG 039
Formstabil
Guter Schallschutz
Nachteil: Aufwendiger im Zuschnitt als Mineralwolle, mit Handsäge oder elektrische Sägen
Genaues Zusägen erforderlich, deshalb bei ungleichmäßig und verzogenen
Sparren weniger zu empfehlen
Hoher Preis gegenüber Mineralwolle
Hanf
Anwendung als Zwischensparrendämmung oder Aufsparrendämmung auf Schalung mit Hilfssparren.
Vorteil: Diffusionsoffen
Nicht so Feuchteempfindlich wie Mineralwolle, Feuchtigkeitsregulierend
Guter Schallschutz
Gute Dämmeigenschaften ab WLG 040
Naturbaustoff
Nachteil: Lässt sich nur mit Spezialmesser oder elektrischem Messer gut schneiden.
Hoher Preis gegenüber Mineralwolle, etwa wie flexible Holzfaserdämmung
Zellulosedämmung
Anwendung als Zwischensparrendämmung
Vorteil : Für ökologischen Dämmstoff günstig
Diffusionsoffen
Feutigkeitsregulierend
Sehr guter Brandschutz wegen Zugabe von Borsalz
Gute Dämmeigenschaften WLG 040
Guter Schallschutz
Optimale Anpassung an Unterschiedliche Hohlräume
Nachteil: Brandschutzklasse B2- normal entflammbar, obwohl sie nicht brennt.
Muss durch Fachfirma eingeblasen werden. Nicht für selbsteinbau
Geeignet. Geht dafür aber sehr schnell.
Bei nicht korrektem Einblasen, setzt sich das Material und bildet einen
Hohlraum
Bei Längeren Sparren sind Stellbretter erforderlich. Je nach Dachneigung
nach 6 - 10 m.
PU Hartschaum ( PUR )
Anwendung als Aufsparrendämmung und Untersparrendämmung
Vorteil: Hervorragende Dämmeigenschaften ab WLG 023
Geringe Dämmstoffdicken gegenüber anderen Dämmaterialien
Langlebig
Einfache Verarbeitung
Mit ALU Kaschierung keine separate Dampfbremse erforderlich
Nachteil: Schlechter Schallschutz
Material sehr teuer
Nicht für Eigenleistung empfehlenswert
Alle Dämmstoffe die hier aufgeführt sind, habe ich selber auch mal verarbeitet.
Dennoch möchte ich hier ein Ökologischer Dämmstoff vorstellen mit dem ich allerdings noch keine Arbeitserfahrung habe der aber eine gute Alternative ist und nach meiner Meinung zu wenig Beachtet wird.
Seegras
Laut Hersteller werden keine Zusatzstoffe hinzugefügt.
Verarbeitung: Schütten, Stopfen oder Einblasen
Anwendung: Zwischensparrendämmung
Oberste Geschossdecke
Hohlraumdämmung Wand
Vorteil: Diffusionsoffen
Feuchteregulierend
Frei von Zusatzstoffen daher reines Naturmaterial
Schimmelresistent
Dämmeigenschaft WLG 043 - 045
Link: www.seegrashandel.de
Alle Dämmstoffe müssen vor eindringender Feuchtigkeit von Außen und Innen geschützt werden. Durchnässte Dämmstoffe müssen ausgetauscht werden. Ein austrocknen durch Diffusion dauert zu lange. Dies gilt für alle Dämmstoffe.
Bilder von Durchnässter und Verschimmelter Mineralwolle im Internet
Wer Kosten sparen will und sein Dach selbst dämmt, nimmt meistens Mineralwolle. Im Internet werden viele Bilder gezeigt mit verschimmelter, zusammengefallener und durchnässter Mineralwolle.
Vor dieser Panikmache sollte man sich nicht beeinflussen lassen. Ich selber habe auch solche Fälle gehabt. Aber ich habe auch Mineralwolle ausgebaut die 20 Jahre alt war und in einem sehr gutem Zustand. Nicht das Material ist schuld, sondern die Art und der Zeitpunkt der Einbaumaßnahmen. Es gibt immer einen Grund warum die Mineralwolle in so einem miserablen Zustand ist.
Hier habe ich im eigenen Gebäude die Dämmung nach 9 Jahren kontrolliert und den Feuchtegehalt in der Dachschalung und im Sparren gemessen.
Aufbau: Unterdachbahn diffusionsoffen, Holzschalung 13mm Fichte ca. 1 cm Abstand zwischen den Schalbrettern, Mineralwolle 180 cm WLG 035, Dampfbremse Sd –Wert 100 m. Dachseite
Nord. Einbau Oktober 2005, Kontrolle Ende November 2014. Kontrolliert wurde an drei Stellen.
Quelle: Schote
Mineralwolle nicht durchnässt und im einwandfreiem Zustand.
Quelle: Schote
Feuchtegehalt Innenseite Dachschalung 10 %
Quelle: Schote
Feuchtegehalt Mitte Dachsparren 6 % - 7%
Fazit: Obwohl, wie im Thema Dampfbremse oder keine Dampfbremse beschrieben, die Mineralwolle im ersten Winter, außen an der Schalung
festgefroren war, sind 8 Jahre später keine Feuchteschäden, Schimmelpilz Befall oder eine mangelhafte Mineralwolle festgestellt worden. An drei Kontrollstellen war alles in
Ordnung.
Mit einer sorgfältig angebrachten Dampfbremse und einem
Diffusionsoffenem Dachaufbau ist eine Mineralwolle auch nach Jahren in einem guten Zustand.